Turbulenter als ein Kindergeburtstag
Gleich zu Beginn gibt es erstmal ein Bad in der Energiewelle: Wir stellen uns im Kreis auf und reichen mit dynamischen Schwüngen das kraftspendende „Wusch!“ von einer zur nächsten weiter. Hier und da brandet fröhliches Gekicher auf. Wer die Richtung der Strömung ändern will, hebt schützend beide Arme vor sich und lässt die Bewegung an einem entschiedenen „Whow!“ abprallen. Die Welle schwappt zurück. Wie denn jetzt weiter? Nach links? Nach rechts? Aufkreischendes Johlen: Schneller! Beim Kindergeburtstag könnte es kaum turbulenter zugehen. Mit einem gezielten „Zapp!“ lässt sich die Energiewelle quer durch den Raum zu einer ausgewählten Person delegieren. Ein geturntes „Boing“ verschafft dem Sprecher eine Auszeit, ein aufforderndes „Freak Out“ einen Positionswechsel. Je konfuser die Verständigung, desto ausgelassener die Stimmung: „Wusch!“ – „Whow!“ – „Zapp!“
Wie verhalte ich mich „präsent“?
Susanne Bentrup beobachtet das Chaos mit einem zufriedenen Lächeln. Langsam dämmert es uns, dass das Eröffnungsspiel zwar auch Spaß machen, aber uns womöglich vor allem eine wichtige Botschaft vermitteln soll: Wer spielerisch mit einer komplizierten Situation umgeht und dabei über sich und mit den anderen lachen kann, gerät oft gar nicht erst unter Druck. „Diese Leichtigkeit, in der ihr euch jetzt befindet, nennt man Präsenz“, erklärt die Humortrainerin: Unbeschwerte Momente von wacher Konzentration und achtsamer Gegenwärtigkeit. „In dieser Stimmung kann man am besten mit einem Gegenüber in Kontakt treten.“ Denn wer seinem Gesprächspartner – egal ob das nun der Bewohner eines Seniorenheims ist, der Patient im Krankenhaus, ein Arbeitskollege oder die Chefin – signalisiert, dass er sich dem anderen nicht nur halbherzig, sondern mit voller Aufmerksamkeit zuwendet, vermittelt ein positives Grundgefühl.
Gegenseitiges Wohlwollen
Und so spielen wir uns lächelnd, schmunzelnd und mit gegenseitigem Wohlwollen in die Welt eines humorvolleren Miteinanders. Oder erleben doch zumindest für ein paar behütete Stunden einen Ausschnitt einer solchen Welt. Ob wir künftig mit diesem heiteren Aufeinander zugehen, was wir heute geübt haben, dem Stress, der uns in unangenehmen Situationen wohl immer wieder überfallen wird, die Stirn bieten können? Einander im Kreis gegenüber stehend, blicken wir uns zuversichtlich an. So ein kraftspendendes „Wusch!“, stellen wir beruhigt fest, lässt sich nämlich auch ganz leicht per Augenzwinkern versenden.
(Erschienen in: Neue Osnabrücker Zeitung, 23.03.2016; Westfälische Nachrichten, 23.03.2016)