Wenn der Nachwuchs nicht zur Burgmannskapelle kommt, kommt die Burgmannskapelle zum Nachwuchs. Stimmt zugegeben nicht ganz, denn über engagierte junge Musiker kann sich das fidele Orchester eigentlich nicht beklagen – aber Vorsorge, was potenzielle Neumitglieder betrifft, schadet ja schließlich nicht. Seit Beginn des Schulhalbjahres hat das Bläserensemble daher im Rahmen der Ganztagsbetreuung an der Grundschule in Badbergen und an der Grundschule Neustadt in Quakenbrück eine Art permanente Schnupperstunde eingerichtet.
Natürlich freue man sich auch immer über Zulauf in der vereinseigenen Musikschule, sagt Notenwartin Anna-Lena Jellmann von der Burgmannskapelle, „aber in erster Linie wollen wir mit diesem neuen Angebot den Spaß an der Musik weitergeben – und damit zugleich ein wertvolles Kulturgut fördern.“
Hemmschwellen abbauen
Was bedeutungsschwer klingt, ist in der Umsetzung eine fröhliche Angelegenheit: Wenn Andreas Meiners, Musiklehrer an der Musikschule der Burgmannskapelle, einmal in der Woche für 60 Minuten die Grundschüler besucht, geht es ihm nicht um Noten und Dreivierteltakt, sondern um das spielerische Ausprobieren. Um das Abbauen von Hemmschwellen. Um Musik als lustvolles Abenteuer! Und mit etwas Glück entdeckt ja einer der Dritt- oder Viertklässler im Laufe der Zeit – oder wer weiß, vielleicht sogar auf Anhieb? – seine Leidenschaft für eines der Instrumente. „Dann kann man mal irgendwann über so etwas wie Notenlernen nachdenken“, sagt Meiners. Vorher aber bitte nicht. „Das schreckt bloß ab“, bestätigt auch Notenwartin Jellmann.
Also gilt es zunächst, mithilfe von Andreas Meiners, der nicht nur versierter Musiklehrer, sondern auch aktives Mitglied der Burgmannskapelle ist, die grundlegenden Geheimnisse der Musikinstrumente zu lüften: An welcher Öffnung bläst man eigentlich in das Tenorhorn hinein? Und wo ist hinten und wo vorne bei der Klarinette? Zwischen zehn und 20 Kinder nutzen in der Neustadt die zwanglose Arbeitsgemeinschaft – manche regelmäßig, andere je nach Lust und Laune. In Badbergen, berichtet Grundschullehrerein Anja Kiy, sei die Resonanz noch etwas verhalten.
Ohne Lampenfieber und ohne Noten
„Schön wäre es, wenn wir hier eine gewisse Konstanz aufbauen könnten“, hofft auch Ralph Hanheide, Schriftführer der Burgmannskapelle, auf eine längerfristige Perspektive. Möglicherweise könne man mit kleineren Auftritten noch mehr Kinder zum Mitmachen motivieren und die Attraktivität des Angebotes steigern. „Wenn vonseiten der Grundschüler Interesse besteht“, betont Hanheide, „ist das auf jeden Fall noch ausbaufähig.“
Beim Fototermin fürs „Bersenbrücker Kreisblatt“ auf dem Pausenhof der Grundschule Neustadt ziehen die Nachwuchsmusiker jedenfalls schon einmal die Blicke ihrer Mitschüler auf sich und sorgen für gebanntes Interesse. Sie hauchen und pusten und blasen unverdrossen in ihre Saxofone, Tenorhörner und Querflöten und lassen mit beeindruckender Wucht die Töne weithin durch die Frühlingsluft dröhnen. Musiklehrer Andreas Meiners feuert seine Schützlinge sichtlich zufrieden an – die umstehenden Grundschüler lauschen fasziniert und brechen in begeisterten Applaus aus. Na, wer sagt’s denn – da haben die Schnuppermusiker aus der Neustadt ganz unverhofft und komplett ohne Lampenfieber ihr erstes Konzert schon erfolgreich über die Bühne gebracht. Und das ganz ohne Noten!
(Erschienen in: Bersenbrücker Kreisblatt, 27.04.2018)