Rund 1200 Besucher haben sich bei der Maschinenvorführung der Landwirtschaftskammer Niedersachsen auf den Flächen von Gut Loxten in Nortrup über die neuesten Trends in der Gülletechnik informiert.
Schon ein Blick auf die Autokennzeichen, die sich auf dem zum Parkplatz umfunktionierten, abgeernteten Maisacker aneinander reihen, lässt die überregionale Bedeutung der Veranstaltung für die Agrarbranche erahnen: Neben Abkürzungen wie OS, EL, DH, CLP, OL, VEC, EMD und AUR sind auch Besucher aus Steinfurt, Bielefeld, Gütersloh, Warendorf, Coesfeld sowie aus den Niederlanden angereist. Als Vizepräsident der Niedersächsischen Landwirtschaftskammer eröffnet Heinrich Grupe die Technikschau.
Er verweist auf die hohen Anforderungen, die sich nicht zuletzt durch die Novellierung der Gülleverordnung den Landwirten stellen: „Die Zeiten, in denen es bei der Ausbringung von Gülle zu erheblichen Geruchs- und Ammoniakfreisetzungen gekommen ist, gehen zu Ende“, sagt Grupe. Die Zukunft liege stattdessen in einer „emissionsarmen, pflanzengerechten und bodenschonenden“ Bewirtschaftung der Flächen. Dass sich Entwickler und Hersteller längst in diese Richtung auf den Weg gemacht haben, ist für die rund 1200 Besucher schwerlich zu übersehen.
Maschinen im knallharten Praxistest
Nicht nur Landwirte, Lohnunternehmer, Schüler und Lehrer aus den grünen Berufen sowie Vertreter der Politik haben festes Schuhwerk angezogen und nutzen die Gelegenheit, die ausgestellten 41 Maschinen, die den aktuellen Stand im Bereich „Organische Düngung – Logistik, Ausbringung, Aufbereitung“ veranschaulichen, in Aktion zu erleben, auch der eine oder andere fachfremde Besucher ist hergekommen, womöglich einfach nur, um die zum Teil spektakulären Geräte – „im knallharten Praxistest“, wie es Heinrich Grupe angekündigt hat – zu bestaunen.
Während Hans-Jürgen Technow von der Landwirtschaftskammer die technischen Daten der jeweiligen Modelle via Lautsprecher erläutert, stapft die interessierte Menge über Maisstoppeln und Frischeinsaaten zu den einzelnen Vorführarealen, wo sie die Geräte – zunächst im Stand, anschließend bei der Arbeit – ausgiebig unter die Lupe nimmt. Als organischer Dünger dient an diesem Tag übrigens „ein Filtrat von separierten Gärsäften“, wie Technow verrät. Er erinnert auch gleich noch daran, dass laut Düngeverordnung die ausgebrachten Nährstoffe nach maximal vier Stunden in den Boden eingearbeitet sein müssen.
Von Schleppschuhen und Schlitzgeräten
Als erste Attraktion rauschen die Kombi-Liner auf die ländliche Bühne. Zum wahlweisen Transportieren von Gülle oder festen Schüttgütern können mit ihnen Leerfahrten vermieden und so Kosten und Umweltbelastungen reduziert werden. Für Aufsehen sorgen auch die mit Schleppschlauch- oder Schleppschuhverteilern ausgerüsteten Ausbringfässer, die die Gülle mit möglichst geringen Verlusten und wenig Gestank direkt auf oder sogar gleich in die Erde auf- beziehungsweise einbringen. Entsprechend kombinierte Schlitzgeräte gehen sogar noch einen Schritt weiter: Sie „injizieren“ die Gülle direkt in den Erdboden und ermöglichen eine „Unterfußdüngung“ der Saat, die den ansonsten noch erforderlichen Einsatz von Mineraldünger minimiert.
Zur besseren Übersicht für das Publikum haben die Organisatoren die Präsentation der Maschinen und Geräte in unterschiedliche Themenkomplexe aufgeteilt. So folgen nach den Bereichen Gülletransportlogistik, Schleppschlauchverteiler, Gülleeinarbeitung, Schleppschuhverteiler, Schlitzgeräte und Ackerinjektoren die Kategorien Gülleverschlauchung, Gülleunterfußdüngung, Festmiststreuer und Gülleseparation. Dass moderne Landtechnik auch ihren Preis hat, dürfte nach den eindrucksvollen Vorführungen niemanden wirklich überraschen. Während ein Kombi-Liner für gut 100.000 Euro zu haben ist, blättert man für einen Güllewagen mit Schleppschlauchverteiler (Arbeitsbreite: 30 Meter) auch schon mal 275.000 Euro auf den Tisch. Wer sich einen Selbstfahrer inklusive Zusatzaufbau gönnen will, dem sollte vor der 500.000-Euro-Hürde nicht bange sein…
(Erschienen in: Bersenbrücker Kreisblatt, 10.09. 2018)