Dort, wo die Baumaschinen am lautesten dröhnen. Wo die Staubwolken sich zu einer undurchsichtigen Wand verdichten – irgendwo im Zentrum des zumeist schweißtreibenden Geschehens an der Heerstraße, da ist die Suche nach Karl-Heinz Hackmann derzeit am lohnendsten.
Seit sich 2009 die Initiative Bürgerradweg Westerbeck gegründet hat, verbringt der Rentner große Teile seiner Freizeit auf der Straße. Freiwillig. Ehrenamtlich. Und mit zupackender Leidenschaft. Mal dirigiert er den Bagger. Mal steuert er den Radlader. Mal sitzt er hinter dem Lenkrad einer Walze. Je nachdem, was gerade dran ist und erledigt werden muss. Er gräbt, schaufelt und pflastert, er sägt und fräst und planiert. Karl-Heinz Hackmanns markante Gestalt in Schlapphut und oranger Sicherheitsweste gehört zum Westerbecker Radweg wie der rote Schotter. Nicht wegzudenken.
Vom ersten Spatenstich bis zur letzten Schippe Asphalt
Ende Mai 2013 soll das Ziel erreicht sein und der letzte Abschnitt des insgesamt 6,2 Kilometer langen Bürgerradwegs seine Schwarzdecke bekommen. Dann können Hackmann und seine Mitstreiter sich mit Stolz auf die Schulter klopfen: Schließlich haben die Männer den Weg vom Ortskern durch die Bauerschaft Westerbeck bis nach Mettingen nicht bloß frei, sie haben ihn vom ersten Spatenstich bis zur letzten Schippe Asphalt überhaupt erst möglich gemacht.
„Das hat schon Spaß gemacht“
Karl-Heinz Hackmann grinst und lehnt sich auf dem Sitz seines eigens von ihm zu einem Multi-Funktions-Radwege-Einsatzgerät umgebauten Aufsitzmähers zurück. „Ach ja“, seufzt er fast ein bisschen wehmütig. „Das hat schon Spaß gemacht.“ Knöcheltief durch den Schlamm waten, um bei Wind und Wetter die Regenwasserrohre zu verlegen? Die Baustelle sichern bei sengender Sommerhitze? Sperriges Material hin und her schleppen – was macht daran Spaß? Der 66-Jährige lässt lächelnd seinen Blick über die Trasse des künftigen Radweges schweifen. Hier geht es schließlich um Westerbeck. Seine Heimat.
Fest in Westerbeck verwurzelt
Und auch, wenn Karl-Heinz Hackmann mehr als zwanzig Jahre lang als Kolonnenführer und Streckenwart beim Landesstraßenbauamt des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe in seiner Dienstwohnung auf dem Gabelin gewohnt hat, bevor er und seine Familie 1997 in ihr neues Zuhause am Mühlenbusch umgezogen sind – seine Wurzeln krallen sich so fest in die Westerbecker Krume, dass kein Bagger sie je herausbekäme. „Bei jedem zweiten Auto, das hier die Heerstraße entlangfährt, hebt einer die Hand, um mich zu grüßen“, freut sich Hackmann. „Das finde ich einfach schön.“
Und sonst? Angeln, Jagen, Blasen!
Dann berichtet er, was er macht, wenn er ausnahmsweise einmal nicht in Sachen Radweg tätig ist: Der gelernte Dreher und Straßenwärter hat vor rund 30 Jahren seinen Fischerei- und seinen Jagdschein gemacht und ist seitdem regelmäßig – mal mit den Enkelkindern und der Angelrute am Präriesee, mal mit seinen Waidgenossen und der Flinte in Wald und Flur – in der Natur unterwegs. Er gehört der Jagdhorn-Bläsergruppe Westerbeck an, ist nicht nur Mitglied im Schützenverein, sondern war 2002 auch dessen König.
Zwischen Heckenschere und Kawasaki-Chopper
Manderen Rentnern hält er alle 14 Tage, mit Heckenschere und Rasenharke bewaffnet, die Roseninsel in Schuss. Eine Zeit lang gehörte er einer Pistolensportgruppe an. Im Keller seines Eigenheims frönen er und der Nachwuchs einer weiteren Leidenschaft: dem Modellbau. Flugzeuge, Schiffe, Crossfahrzeuge. Viele Jahre lang hat der passionierte Jäger auch Hunde gehalten, Kleine Münsterländer, deren Fotos nun das Treppenhaus zieren. Und Motorrad ist er auch gefahren – der Kawasaki-Chopper wartet geduldig auf seinen nächsten Einsatz.
Wenn das Wörtchen Wenn nicht wär…
Ein bisschen ärgert sich Karl-Heinz Hackmann darüber, dass sich die Horex mit Seitenwagen, die er in jungen Jahren zum Schnäppchenpreis von 30 DM gekauft hat, nicht mehr in seinem Besitz befindet. Die hätte er jetzt, wenn der Radweg erst fertig ist, doch gut restaurieren können. Vielleicht sogar mit dem ältesten Enkelsohn?
Lieber anpacken, statt lange zu reden
Je mehr er von seiner Familie, seinen Vereinskollegen und Freunden erzählt, desto heiterer blitzt es in seinen Augen. Ganz klar: Die Zufriedenheit dieses Westerkappelners gründet in einer tiefen Geselligkeit. Und die wird in seiner Gemeinde offenbar reichlich befriedigt. „Ganz ehrlich: Ich bin hier wunschlos glücklich“, sagt Karl-Heinz Hackmann. Vielleicht auch deshalb, weil er sich fest vorgenommen hat: „Aus der Politik, da halte ich mich raus.“ Hackmann ist einer, der lieber anpackt, statt lange zu reden.
Westerbeck – das Herz der Geselligkeit
Wenn er sich denn unbedingt auf einen Lieblingsort festlegen müsste, dann natürlich auf Westerbeck. „Ganz Westerbeck“, betont er. Das Herz der Geselligkeit mithin. Vereinsleben und Familie – in Westerbeck laufen alle wichtigen Fäden für ihn zusammen. Und natürlich der Radweg. Wird er ihn auch selbst nutzen? „Selbstverständlich. Meine Frau Erika und ich sind ja regelmäßig unterwegs. Entweder mit den Tourenrädern oder mit unseren Elektrorädern. Rumsitzen und fernsehen – das ist einfach nichts für uns.“
(Erschienen in: Neue Osnabrücker Zeitung: 03.05.2013)