Drei Frauen gegen einen Berg aus Müll

An diesem Aufkleber erkennen durstige Passanten, in welchen Geschäften, Praxen oder bei welchen Organisationen und Behörden sie ihre Trinkflaschen kostenlos und umweltfreundlich nachfüllen können. Foto: Hasepost

Als die kritische Konsumentin Cara an einem denkwürdigen Tag im Tara mit der sozial engagierten Sarah ins Gespräch kam, war das nicht nur eine Steilvorlage für jeden Verseschmied, sondern vor allem war es die Geburtsstunde einer im wahrsten Sinne des Wortes erfrischenden Idee.

Zumal sich auch Ernährungs-Fachfrau Franziska, obschon sie das Reimschema jäh durchbrach, für das gemeinsame Vorhaben begeisterte. Der Plan: An ausgewiesenen Wasser-Refill-Stationen, die sich über das ganze Stadtgebiet verteilen, allen Osnabrückern und den Besuchern der Hasestadt zu ermöglichen, ihre Trinkflaschen kostenlos nachzufüllen und auf diese Weise ihren Durst verpackungsfrei zu löschen.

Cara Ritter (von links), Sarah Karow-Lodter und Franziska Ohnheiser im Tara unverpackt. Foto: Bettina Meckel/Stadtwerke Osnabrück

Eine produktive Partnerschaft

Sarah Karow-Lodter und Franziska Ohnheiser lieben gutes Essen, wissen hochwertige Produkte – möglichst biologisch und in der Region erzeugt – zu schätzen und achten, nicht erst seit sie Mütter geworden sind darauf, ihren Alltag umweltschonend und nachhaltig zu gestalten. „Das hat nichts mit Verzicht oder Askese zu tun“, ist den beiden Osnabrückerinnen wichtig, „dazu genießen wir viel zu gerne.“ Doch nachdem sie sich gründlich mit der Lebensmittelindustrie und den Kapriolen der Werbestrategen auseinandergesetzt hatten, haben die zwei Freundinnen vor gut anderthalb Jahren ihren eigenen Supermarkt mit angeschlossenem Bistro samt Mittagstisch eröffnet: Im Tara am Wittekindplatz 4 gehen sämtliche Waren – von Kaffeepulver bis Rosmarinseife, von gelatinefreien Gummibärchen bis Basmatireis – unverpackt über den Tresen.

Die Dritte im Bunde

Auch für Stadtwerke-Mitarbeiterin Cara Ritter spielen Themen wie Müllvermeidung und Klimaschutz eine zentrale Rolle in ihrem Alltag. Das Konzept von Tara, dass die Kunden die gekauften Waren in selbst mitgebrachte Behältnisse – Schraubgläser, Stoffbeutel, Plastikdosen – abfüllen, überzeugte die Ibbenbürenerin schon bei ihrem ersten Besuch. „Außerdem ist die Atmosphäre hier so familiär, dass man gleich miteinander ins Gespräch kommt“, fühlte sich Cara Ritter umgeben vom Flair urwüchsiger Nachhaltigkeit sofort wie zuhause. Es dauerte denn auch nicht lange, bis Cara, Sarah und Franziska im Tara bei  vegetarischer Quiche und selbstgebackenen Brownies zum Nachtisch Pläne wälzten, wie sich die Zukunft ökologisch noch verträglicher gestalten ließe.

Wer im Tara unverpackt einkauft, muss sich seine Behältnisse selber mitbringen. Foto: Bettina Meckel/Stadtwerke Osnabrück

Durst bekommt schließlich jeder

Damit die Müllberge, die sich aus gerade benutzten und daraufhin gleich wieder weggeschmissenen Einweg-Plastikflaschen auftürmen, zumindest ein bisschen langsamer wachsen, beschlossen die Drei, das im März 2017 ehrenamtlich initiierte, bundesweite Projekt Refill („Nachfüllen“) zu unterstützen und verbreiten zu helfen: Geschäfte, Behörden, öffentliche Einrichtungen, Restaurants oder Arztpraxen, die die Kampagne unterstützen, signalisieren durch den Refill-Aufkleber – einen dicken blauen Wassertropfen – dass jeder bei ihnen seine mitgebrachte Trinkflasche mit frischem Leitungswasser kostenlos nachfüllen kann. Inzwischen klebt der Refill-Button nicht nur an der Eingangstür zu Tara, sondern auch in den Service-Zentren der Stadtwerke am Nikolaiort und an der Alten Poststraße sowie an vielen weiteren Standorten in der Stadt und im Landkreis Osnabrück.

Die Liste wird länger und länger

Wer sich darüber informieren möchte, wo überall in und um Osnabrück er seinen Durst – mit frischem Leitungswasser in bester Stadtwerke-Qualität und ohne zusätzlichen Verpackungsmüll zu erzeugen – stillen kann, findet unter www.refill-deutschland.de eine Liste aller Projektpartner. Oder er schaut, egal welchen Vornamen er oder sie trägt, auf einen Kaffee und ein freundliches Gespräch bei Sarah und ihrer Stammkundin Cara im Tara vorbei. Schließlich dürfte nicht zuletzt dank Franziska längst bewiesen sein, dass, auch wenn sich etwas nicht reimt, es sich dennoch zu einem mutigen, heiteren und mitreißendem Gedicht zusammenfügen und die Welt ein bisschen besser machen kann.

Franziska Ohnheiser erläutert die Grundsätze der Müllvermeidung. Foto: Bettina Meckel/Stadtwerke Osnabrück

(Erschienen in: HIER, Magazin der Stadtwerke Osnabrück, 01/2018)