Als der Funke zur Flamme wurde

Die Zeit als Diakon in Ankum hat Peter Winkeljohann sehr genossen. Nun blickt er seiner Priesterweihe in Rom entgegen. Foto: Ulrike Havermeyer

Ja, er ist sich sicher, dass das sein Weg sei, sagt Peter Winkeljohann. Der Gärtnersohn aus Voltlage lächelt und scheint dabei ganz in sich zu ruhen. Am 10. Oktober wird er in Rom zum Priester geweiht. Seine Heimatprimiz feiert er am 23. Oktober in Voltlage.

Irgendwie ist es Peter Winkeljohann gelungen, sich immer die nötige Zeit zu nehmen: Genug Bedenkzeit, um wichtige Entscheidungen gründlich zu überdenken und abzuwägen. Bewusst gesetzte Auszeiten, um sich nicht vereinnahmen zu lassen und um den Fragen und den Gedanken, die ihn gerade beschäftigen, auf den Grund zu gehen. Trotz – oder vielleicht auch wegen – dieser Gelassenheit ist der 26-Jährige dennoch zielstrebig seinen Weg gegangen. „Es gab kein Berufungserlebnis, dass ich Priester werden wollte“, schüttelt er nachdenklich den Kopf, „aber der Funke wurde nach und nach zu einer Flamme.“

Die Nähe zum Glauben, die sei in seiner Familie immer selbstverständlich gewesen, erzählt der Voltager, dessen Eltern Heike und Reinhard Winkeljohann eine Gärtnerei im Ortskern der Gemeinde betreiben. Regelmäßige Kirchgänge, der Dienst als Messdiener, sein Engagement im Kinderchor – das alles habe seine Kindheit geprägt. „Wenn ich ein Vorbild nennen soll, das mich mit seiner Art seinen Glauben zu leben beeinflusst hat, dann war das sicher mein Großvater Bernard.“

Nachdem Winkeljohann 2009 sein Abitur in Recke bestanden hatte, machte er sich erst einmal in Richtung Santiago de Compostela auf den Weg – 800 Kilometer den Jakobsweg entlang. „Das hatte ich schon immer vor“, sinniert er, „und die Pilgerwanderung war eine gute Unterbrechung zwischen Schule und Studium, um etwas Abstand zu gewinnen.“ Für die Priesterausbildung hatte er sich da bereits beim Bistum Osnabrück beworben.

Es folgten zwei Jahre Grundstudium am Priesterseminar Sankt Georgen in Frankfurt am Main. Nach dem Vordiplom schlug Regens Ulrich Beckwermert vom Bistum Osnabrück Peter Winkeljohann vor, seine weitere Ausbildung am Collegium Germanicum, dem deutschsprachigen Priesterseminar in Rom, zu absolvieren. Man ahnt bereits, wie der junge Voltlager auf diesen Vorschlag reagierte: „Was ich auf keinen Fall wollte“, erklärt er, „war, direkt von einem in das nächste Priesterseminar zu wechseln. Ich wollte raus aus dem Studium und mir die Dinge aus einer andere Perspektive ansehen.“ Die fand Winkeljohann in Argentinien, wo er ein Jahr lang an einem vom Jesuitenorden organisierten Freiwilligenprojekt teilnahm. Er half bei der Vergabe von Mikrokrediten und arbeitete in einem Kinderheim. Und wieder stand am Ende der Auszeit eine Erkenntnis: „Für andere Menschen da sein – das ist es, was ich will.“ Wieder dieses Lächeln. Wieder dieses In-sich-Ruhen.

Nach drei Jahren am Collegium Germanicum in Rom standen dann beim Pastoralkurs in Hamburg die ersten „So-tun-als-ob-Trockenübungen“ für den angehenden Priester an: Puppen taufen, Kollegen verheiraten – die Choreografien einer Messe erlernen. Am 12. März 2016 wurde Winkeljohann in Ankum von Weihbischof Johannes Wübbe zum Diakon geweiht. Statt mit Puppen hatte er es nun mit echten Menschen zu tun. „In dieser Zeit habe ich viele Gespräche geführt und gemerkt, welches Geschenk das für mich ist, Menschen an den Kernpunkten ihres Lebens begleiten zu dürfen.“

Wenn der Bischof von Trier, Stephan Ackermann, den Mann aus Voltlage am 10. Oktober in Rom zum Priester weiht, werden nicht nur Winkeljohanns Eltern Heike und Reinhard, seine Schwester Karin und Großmutter Maria dabei sein: Ein ganzer Reisebus voller Gemeindemitglieder macht sich von Voltlage aus auf den Weg, um der Zeremonie beizuwohnen. Wer zuhause bleibt, ist herzlich zu Peter Winkeljohanns Heimatprimiz am 23. Oktober um 10 Uhr in Voltlage eingeladen. Eines ist schon jetzt sicher: Der neue Priester wird sich jede Menge Zeit für seine Gäste nehmen.

(Erschienen in: Bersenbrücker Kreisblatt, 01.10.2016)