Kochen macht Spaß. Gemeinsam Kochen erst Recht. Das bestätigen auch die männlichen Mitglieder der Kolpingsfamilie Westerkappeln, die sich regelmäßig in der Gesamtschule in Wersen zum kulinarischen Miteinander treffen. Ich schaue ihnen über die Schulter.
Um die zwanzig, dreißig Kochbücher befinden sich in meinen Regalen. Genau kann ich es nicht sagen – ich benutze sie nicht. In direkter Reichweite der Küche ist außerdem ein großer, alter Schuhkarton postiert, in dem ich seit Jahrzehnten meine ganz persönliche Rezeptsammlung horte – und fleißig erweitere: aus Zeitschriften ausgerissene, von Freunden per Hand geschriebene, kopierte, ausgedruckte und sonst wie aufgeschnappte Anleitungen. An die zweihundert Zettel dürften sich mittlerweile in der Schachtel stapeln. Genau kann ich es nicht sagen – Sie ahnen, warum…
Die Crux mit dem Tun
Das schwärmerische Durchstöbern von Zutatenlisten, das exzessive Betrachten der Fotos, auf denen detailfreudig arrangierte Gerichte dem Betrachter das Wasser im Munde zusammenlaufen lassen und der ausschließlich gedankliche Versuch, das längst überfällige Zubereiten der Rezepte endlich in die Tat umzusetzen – vielleicht ist das alles bei mir ab sofort Geschichte. Denn mein Sortiment hat sich – zugegeben: mal wieder – um vier Seiten erweitert. Allerdings um vier Seiten, die es in sich haben. Zwischen den Zeilen des „Winterlichen Schlemmermenüs“, das Hauswirtschafterin Monika Hoffmeier aus Wersen an die Teilnehmer des „Kochabends für Männer“ verteilt hat, blitzen nämlich allerlei vergnügliche Erinnerungen an ein motivierend hemdsärmeliges Kocherlebnis auf.
Reichlich Erfahrung
„Das müsste jetzt so um die zehn Jahre her sein, dass wir das mit dem gemeinsamen Kochen angefangen haben“, überlegt Ulrich Hoffstädt. Der Vorsitzende der Kolpingsfamilie Westerkappeln schält Süßkartoffeln und wirft nebenbei einen Blick auf die dampfende Pfanne, in der Zwiebeln, Knoblauch, Ingwer und Chiliflocken vor sich hin braten. Zusammen mit sieben seiner Vereinskollegen nutzt er den Abend in der Küche der Gesamtschule, um sich an den neuen Rezepturen von Monika Hoffmeier zu versuchen. Wer ihm dabei auf die Finger sieht, merkt schnell, dass hier keinesfalls ein Anfänger am Werke ist. „Zuhause teilen meine Frau und ich uns das Kochen auf“, erweist sich der Westerkappelner als erfahrener Mann am Herd.
Noch Luft nach oben
Werner Korte dagegen macht keinen Hehl daraus, dass es bei ihm, was das eigenständige Kochen angeht, noch Luft nach oben gibt. Zusammen mit Christian Herden und Hans-Jürgen Klose bereitet er den Hauptgang zu: Apfel-Birnen-Kartoffel-Gratin mit Parmesankruste, dazu Schweineschnitzel mit Nusskruste. Weil das passende Werkzeug gerade nicht aufzufinden ist, klopft Korte das Fleisch kurzerhand mit dem Boden des Wasserglases flach. Geht auch. „Wenn ich schon nicht gut kochen kann, weiß ich mir als ehemaliger Techniker doch wenigsten zu helfen“, sagt er und schmunzelt.
Filetieren und Panieren
Mit vereinten Kräften und mehr als nur einer Prise Humor kümmern sich derweil Günter Twiehaus und Achim Jacob um das Dessert: Marzipanauflauf mit Feigenkompott. Auch die Auberginen mit Dattel-Mandel-Couscous, die Reinhard Assmann und Frank Bornemann zubereiten, nehmen Form an. Es dampft und zischt, brodelt, knistert und duftet. Wer Fragen hat oder nicht weiter weiß, für den hat Küchenchefin Monika Hoffmeier den passenden Tipp parat: Sie erklärt wie man Apfelsinen sauber filetiert, Suppen fachgerecht reduziert und Schnitzel ordentlich paniert.
Alle Zettel aufbewahrt
Ulrich Hoffstädt legt den Kochlöffel zur Seite, wischt sich die Hände an der Schürze ab und lächelt zufrieden: Seine Süßkartoffelsuppe mit Bananen-Cashew-Koriander-Topping ist servierbereit. „Das sind so tolle Rezepte“, sinniert er, „aber irgendwie komme ich nie dazu, sie auch zuhause mal anzuwenden. Dabei habe ich alle Zettel aufbewahrt.“ Die Frage, ob es auch im Hause Hoffstädt einen Schuhkarton voller unerledigter kulinarischer Herausforderungen gibt, verkneife ich mir. Und nehme mir fest vor, mein Exemplar des vierseitigen Schlemmermenüs jedenfalls nicht in meinem persönlichen Fundus zu versenken, sondern direkt neben dem Herd zu deponieren. Wegen der Signalwirkung. Mein erklärtes Ziel: Am kommenden Wochenende werde ich in die Rolle von Küchenchefin Monika Hoffmeier schlüpfen – und mein Mann und mein Sohn übernehmen den Part der Kolpingbrüder. Wenn das nicht Motivation pur ist…
(Erschienen in: Neue Osnabrücker Zeitung, 16.11.2016; Westfälische Nachrichten, 16.11.2016)