Die Ohren aufgestellt, die Nase im Wind, lässt sich Calito durchs Revier kutschieren: in einem sehr speziellen Vehikel. Seine Besitzer haben das auffällige Dog-Velo eigens für ihn angeschafft – und längst ist der Blickfang zu einem Lieblingsplatz geworden.
Man guckt auch Vierbeinern immer bloß bis vor die Stirn. Ob Calitos Verhalten auf einem ausgeklügelten Plan beruht, bleibt Spekulation. Aber eines steht fest: Der pfiffige Rüde hat das Leben seiner Besitzer, Ruth und Uwe Kramer aus Westerkappeln, nachhaltig verändert. Zum Besseren, geben beide unumwunden zu: sowohl für die Umwelt als auch für die eigene Gesundheit. „Seit wir den Hund haben, fahren wir so gut wie gar nicht mehr mit dem Auto“, stellt Ruth Kramer – von der Radikalität des Wandels selbst noch ein wenig überrascht – fest. Ein gut ausgebautes regionales Radwegenetz, überwiegend ebenes Gelände und die sich durch tägliches Training beständig steigernde Fitness: „Wenn man erstmal damit anfängt, merkt man, dass man von Westerkappeln bis nach Osnabrück eigentlich alles mit dem Fahrrad erledigen kann.“
Ökologischer Pfotenabdruck
Ob sich etwa auch Hunde mit den Folgen ihres ökologischen Pfotenabdrucks beschäftigen? Betrachtet man den Einfluss, den Calito auf die zuvor auf althergebrachter Motorisierung beruhenden mobilen Gewohnheiten der Familie Kramer hatte, kommt man nicht umhin, seine tierischen Ambitionen aus dieser Perspektive heraus als zielführend zu bezeichnen. Allein die Art und Weise, wie Calito seine Kritik am privaten Pkw-Verkehr vorbrachte, bleibt anrüchig… „Als wir unseren Hund vor etwa einem Jahr bekommen haben und mit ihm im Auto losgefahren sind“, erinnert sich Uwe Kramer und verzieht angewidert das Gesicht, „hat er sich im Wagen entleert. Aus allen drei möglichen Öffnungen…“ Ruth Kramer schließt die Augen und schüttelt sich: „Das ging überhaupt gar nicht!“ Auch behutsames Üben führte nicht zum gewünschten Erfolg: Calito machte keinen Hehl daraus, dass er den Transport via Benzinschleuder ablehnte. Und zwar grundsätzlich.
„Eine richtige Höhle“
Weil die Kramers ihren ansonsten durch und durch liebenswerten Hund aber mittlerweile tief in ihr Herz geschlossen hatten, musste eine andere Lösung her. „Ich bin in Bremen aufgewachsen“, erzählt Uwe Kramer, „da spielen Fahrräder schon immer eine viel bedeutendere Rolle als hier.“ Seine Schwester lebe in Kopenhagen, einer ebenfalls eher „flachen Stadt“, wie Calitos Herrchen bemerkt: „Da sind Hunde- und Lastenräder ein völlig normaler Anblick.“ Die Kramers recherchierten – und investierten schließlich in ein professionelles, in Dänemark entwickeltes Hundefahrrad: dreiräderig, den stabilen Korb mit tief liegender Einstiegstür und, bei Bedarf, wetterfestem Verdeck. „So eine richtige Höhle“, schmunzelt Kramer.
Unabhängig vom Pkw
Calito war denn auch sofort begeistert. „Oft steht er vor dem Rad und sieht mich auffordernd an“, sagt Frauchen Ruth: „Dann weiß ich: Jetzt müssen wir erstmal eine Tour machen.“ Bei längeren Ausflügen trabt der Vierbeiner eine Weile neben dem Rad her, bevor er sich im weich gepolsterten Korb niederlässt. „Meistens beobachtet er von dort aus aufmerksam das Geschehen“, erzählt Uwe Kramer, „aber wenn er müde wird, legt er sich hin und schläft.“ Inzwischen haben sich die Kramers ein zweites Lastenrad angeschafft. Das bedeutet: noch mehr Unabhängigkeit vom Pkw. „Dann kann ich Calito herumfahren und mein Mann erledigt die Einkäufe“, erklärt Ruth Kramer. Weil das Lastenrad ihres Mannes ein E-Bike ist, sei auch der Transport des kompletten Wochenendeinkaufs bis hin zu Getränkekisten überhaupt kein Problem. Calito legt den Kopf schief und blinzelt sein Frauchen fragend an. Keine Bange, Calito, egal wie voll die Radkörbe bepackt werden – ein paar Dosen Hundefutter sind natürlich immer dabei!
(Erschienen in: Neue Osnabrücker Zeitung, 03.08.2016)